120 Jahre Fleischerei Scherz in Steinkirchen

Angefangen hatte es 1902, gegründet durch Franz Scherz, der das heutige Objekt von einem holzverarbeitenden Betrieb zu einer Fleischerei mit Ladengeschäft umbaute. In der damaligen Garnisonsstadt gab es zu jener Zeit keine Kühlräume und so wurde das Fleisch gesalzen und in Pökelfässern haltbar gemacht. 1916 konnte Franz den 1. Kühlraum bauen.

1932 übernahm Max Scherz die Fleischerei in 2. Generation von seinem Vater Franz. Das Schlachthaus und die Produktionsräume wurden in seiner Verantwortung gefliest, doch der erwartete Aufschwung trat in den 30er Jahren nur zögerlich ein. Zu Pfingsten fand immer ein großes Schützenfest statt, wo Max das Privileg hatte, den Würstchenstand zu betreiben. Als der 2. Weltkrieg ausbrach, war es vorbei mit dem frohen Handel. es folgte die Zwangsbewirtschaftung und Lebensmittel durften nur noch auf "Marken" verkauft werden. Im Krieg war der Betrieb ausgebrannt und musste neu aufgebaut werden.

Am 1.April 1964 übernahm Max Scherz in 3. Generation den Betrieb. In dieser Zeit wurden Handwerker unter Druck gesetzt, ihre Selbstständigkeit aufzugeben und ihre Betriebe in Produktionsgenossenschaften zu überführen. Max konnte allen Widerständen zum Trotz seine Selbständigkeit erhalten. Er modernisierte und erweiterte die Produktionsräume, das Ladengeschäft und baute einen modernen Kühlraum.

So schuf er gute betriebliche Voraussetzungen für seinen Sohn Christian, der 1989 den Betrieb in 4. Generation übernahm. Nach bestandener Meisterprüfung 1984 ging er gemeinsam mit seiner Frau Karin mit Umsicht, Fleiß und einer gesunden Portion Optimismus daran, dass Unternehmen auszubauen. Das heutige Angebot umfasst, neben traditionellen Erzeugnissen, viele Spezialitäten, Platten- und Partyservice sowie warme Speisen, auch als Serviceleistung frei Haus. Arbeitsplätze wurden für 16 Mitarbeiter und einem Auszubildenden geschaffen.

Die Unternehmensnachfolge, bei vielen Handwerksbetrieben ein Problem, ist bei der Fleischerei gesichert. Die Weiterführung in 5. Generation übernimmt ab den 01.Juli 2022 Sohn Alexander gemeinsam mit seiner Frau Susan. Mit 22 Jahren bestand er seine Meisterprüfung mit Erfolg und zusammen mit Susan, haben Beide schon seit langem in dem elterlichen Betrieb mitgearbeitet. Auch für die beiden wird die Zukunft, durch die Konkurrenz, Billigangeboten in den Supermärkten und die wirtschaftlich angespannte Lage, nicht immer einfach und rosig werden. Dennoch blicken beide mit Zuversicht nach vorn und packen es an.

Leicht war es nie. Beide Weltkriege, eine Weltwirtschaftskrise, Corona- all das wurde gemeinsam mit den Mitarbeitern und einem festen Willen geschafft. Jetzt schauen sie mit ihren Angestellten nach vorn und freuen sich auf die Zukunft.